HAIDER | ILSE

 

Biografie

Die Fotokünstlerin wurde 1965 in Salzburg geboren und lebt und arbeitet momentan in Wien. Ilse Haider absolvierte ihr Studium 1988 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Arnulf Rainer und studierte bis 1990 am Royal College of Art bei Eduardo Paolozzi. Zwischen 1995 und 2001 unterrichtete sie an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz. 2003 erhielt sie den großen Kunstpreis der Stadt Wien.
Das künstlerische Interesse von Ilse Haider gilt den Darstellungsformen von Mann und Frau sowie dem Spiel mit geschlechtsspezifischen Identitäts- und Rollenverhalten.
Haider verbindet in ihrer Arbeit das Medium der Fotografie mit jenem der Skulptur. Durch die Verwendung von innovativen Methoden neben traditioneller Fototechnik erreicht die Künstlerin eine dreidimensionale Wirkung, die den Betrachter zwingt, selbst aktiv zu werden und mit dem Bild zu interagieren. Die uneinheitliche Oberfläche zeigt ein dekonstruiertes Bild, das den Betrachter animiert, einen idealen Standpunkt zu suchen, an dem sich die einzelnen Raumsegmente wieder zu einem vollständigen Bild zusammenfügen. Trägermaterialien sind Peddigrohre, wobei die einzelnen Streifen unterschiedlich im Raum strukturiert werden.
In Ihren aktuellen Arbeiten befasst sich die Künstlerin mit öffentlichen Bildern. Sie zeigt Portraits von SchauspielerInnen und Filmschaffenden, deren mediales Agieren mit der Visualisierung von politischen Anliegen und gesellschaftspolitischem Engagement verbunden ist. Die Filme fungieren als öffentliche Monumente, die ein soziokulturelles Bild vermitteln und bildmächtige Unterhaltung mit gesellschaftlicher Anamnese verbinden. In heutigen Zeiten medialer Bildschwemme und politisch-sozialer Agonie erlangen solche Ikonen einen Grad an optischer Eindringlichkeit, der irritieren und faszinieren kann. Aus diesem Grund verwendet Ilse Haider historische Bildnisse, um Themen und Engagement einer medialen Geschichte ins Heutige zu transferieren. Der Betrachter muss im Vorbeigehen und Ansehen dieser Portraits und Szenen seinen Standpunkt finden. Viel zu schnell verschwimmt das Motiv undeutlich hinter den Stäben, taucht etwas Neues aus dem Untergrund hervor, dass näherer Untersuchung wert ist. Die Wahrnehmung der fotografischen Skulpturen von Ilse Haider ist – wie im Film- an Zeit und Aufmerksamkeit gekoppelt: Das Bild setzt sich im Auge des Betrachters zusammen und entfaltet in seinem Bewusstsein, seinen Erfahrungen und Erinnerungen eine individuelle Bedeutsamkeit.
– Text: Margit Zuckriegl anlässlich der Ausstellung „Open Monuments“

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